Interpretation von Dienstzeugnissen

Es ist selten, dass man heutzutage einen Job ein ganzes Leben lang ausübt. Nach einiger Zeit möchte man sich weiterbilden oder es wird von einem verlangt, sich einem neuen Tätigkeitsbereich zu widmen. In diesem Teilbereich lernen Sie, wie man z. B. ein Kündigungsschreiben richtig verfasst. Ebenso finden Sie eine Zusammenstellung über die Interpretation von Dienstzeugnissen.

 

Interpretation von Dienstzeugnissen

Gesetzlich wurde festgelegt, dass Zeugnisse keinesfalls Eintragungen oder Anmerkungen enthalten dürfen, die Arbeitnehmern oder Arbeitnehmerinnen das Erlangen eines neuen Postens erschweren können, dh es dürfen keine negativen Formulierungen verwendet werden.

Gerade in qualifizierten Zeugnissen kann sich aber – hinter auf den ersten Blick positiven Formulierungen – eine Botschaft verstecken, die letztendlich eine negative Aussage darstellt. Diese Formulierungen haben sich inzwischen standardisiert und zu einer Sub-Sprache mit eigener Semantik entwickelt. Damit wird der gesetzliche Anspruch auf eine wohlwollende Formulierung umgangen.

Natürlich ist es nicht für Bewerber und Bewerberinnen wichtig zu wissen, welche Bedeutung die Sätze in seinem/ihrem Zeugnis haben, sondern auch für die Personalverantwortlichen.

Hier eine Aufstellung der wichtigsten Zeugniscodes:

 

Zeugnisformulierung

Interpretation

Die übertragenen Arbeiten wurden stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.

Sehr gute, außergewöhnliche Leistungen.

Den Erwartungen wurden in jeder Hinsicht und in allerbester Weise entsprochen.

Das Verhalten zu Vorgesetzten und Mitarbeitern war stets vorbildlich.

Wir bedauern das Ausscheiden sehr und bedanken uns für stets sehr gute Leistungen.

Die übertragenen Arbeiten wurden zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.

Gute Leistungen.

Den Erwartungen wurden in jeder Hinsicht und in bester Weise entsprochen.

Das Verhalten zu Vorgesetzten und Mitarbeitern war vorbildlich.

Wir bedauern das Ausscheiden und bedanken uns für sehr gute Leistungen.

Die übertragenen Arbeiten wurden zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.

Befriedigende Leistungen.

Den Erwartungen wurde in bester Weise entsprochen.

Das Verhalten zu Vorgesetzten und Mitarbeitern war gut.

Wir bedauern das Ausscheiden und bedanken uns für gute Leistungen.

Die übertragenen Arbeiten wurden zu unserer Zufriedenheit erledigt.

Ausreichende Leistungen.

Das Verhalten zu Vorgesetzten und Mitarbeitern gab zu Beanstandungen keinen Anlass.

Wir danken für die Mitarbeit.

Die übertragenen Arbeiten wurden im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit erledigt.

Unzureichende Leistungen.

Die übertragenen Arbeiten wurden mit Eifer bearbeitet und termingerecht beendet.

Das Verhalten war insgesamt angemessen.

Wir danken für das Streben nach einer guten Leistung.

Er/sie hat sich bemüht, die übertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.

Mangelhafte Leistungen.

Unseren Erwartungen wurde entsprochen.

Er/sie bemühte sich, die Aufgaben sorgfältig zu erledigen.

Er/sie bemühte sich, um ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten.

Zeugniscodes bezüglich der Leistung

Formulierung

Interpretation

Keine Bemerkungen.

Es ist davon auszugehen, dass die Leistungen nicht genügten.

Er/sie bemühte sich, seine/ihre Aufgaben so gut wie möglich …

Seine/ihre Leistungen befriedigten nicht, obwohl er/sie sich Mühe gab.

Er/sie hat sich stets bemüht, die ihm/ihr übertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.

Seine/ihre Fähigkeiten sind minimal, aber er/sie ist willig.

Die ihm/ihr übertragenen Aufgaben erledigte er/sie mit großem Fleiß.

Er/sie bemühte sich, die Arbeit richtig zu erledigen, war aber nicht tüchtig.

Er/sie ist ein/e gewissenhafter Mitarbeiter/in.

Er/sie arbeitete gewissenhaft, aber die Arbeitsleistung kann nicht überzeugen.

Er/sie bemühte sich, die ihm/ihr übertragenen Arbeiten bestens zu erledigen.

Die Leistungen sind mangelhaft, obwohl der Wille zu besserer Arbeit vorhanden ist.

Er/sie hat alle seine/ihre Fähigkeiten eingesetzt.

Die Leistungen waren schwach.

Er/sie hat alle Aufgaben ordnungsgemäß erledigt.

Diese/r Mitarbeiter/in entwickelte keine eigenen Initiative und erledigte nur das, was man ihm/ihr aufgetragen hat (Minimalist/in).

Er/sie zeigte für seine/ihre Arbeit Verständnis.

Er/sie war nicht einsatzbereit, sondern bequem.

Wir schätzten seinen/ihren großen Eifer.

Er/sie war ein Streber, ohne allerdings den Anforderungen zu genügen.

Er/sie hat sich stets um gute Vorschläge bemüht.

Er/sie wusste stets alles besser, ohne dass das Unternehmen aber davon profitieren konnte.

Zeugniscodes bezüglich des Verhaltens

Formulierung

Interpretation

Keine Bemerkungen.

Es ist möglich, dass das Verhalten unbefriedigend war.

Er/sie bemühte sich stets um ein gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten.

Er/sie war ein Anpasser/in.

Er/sie war stets freundlich und aufmerksam.

Es handelt sich um eine/n angenehme/n Mitarbeiter/in, der/die Teamfähigkeit zeigt.

In seinem/ihrem Verhalten war er/sie stets ein Vorbild (ohne weitere Ausführungen über seine/ihre Leistungen)

Sein/ihr Verhalten war in Ordnung, aber leistungsmäßig konnte er/sie nicht genügen.

Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt.

Diese/r Arbeitnehmer/in verhielt sich korrekt, ohne jedoch beliebt zu sein.

Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets freundlich und korrekt.

Diese/r Mitarbeiter/in verhielt sich stets korrekt und war beliebt.

Zeugniscodes bezüglich der Auflösung des Arbeitsverhältnisses

Formulierung

Interpretation

Es fehlen Bemerkungen über den Austrittsgrund.

Es besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin gehen musste.

Er/sie verlässt uns im gegenseitigen Einvernehmen.

Wir haben ihm/ihr gekündigt – oder zumindest: wir sind froh, dass er gegangen ist.

Er verlässt uns auf eigenen Wunsch.

Es handelt sich hier um einen normalen Abgang und der/die Mitarbeiter/in hinterlässt keine großen Lücken.

Er verlässt uns auf einen Wunsch, was wir sehr bedauern.

Der/die Mitarbeiter/in hat gekündigt, obwohl ihn der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin aufgrund seiner/ihrer Tüchtigkeit gerne behalten hätte.

Er verlässt uns auf eigenen Wunsch war wir außerordentlich bedauern.

Es handelt sich hier um eine/n äußerst tüchtige/n Mitarbeiter/in, der/die eine empfindliche Lücke hinterlässt.

Spezielle Formulierungen und ihre Bedeutung

… hat alle Arbeiten ordnungsgemäß erledigt.

Es sind keine eigenen Initiativen erkennbar.

… in Pünktlichkeit war er/sie stets ein gutes Vorbild.

In jeder Hinsicht eine Niete.

… bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden.

Willig, hat aber versagt.

… hat sich im Rahmen seiner/ihrer Fähigkeiten eingesetzt.

Hat sich seinen/ihren Fähigkeiten entsprechend angestrengt, es waren aber nicht viele vorhanden.

Spezielle Formulierungen und ihre Bedeutung

… die Arbeiten wurden mit großem Fleiß und Interesse erledigt.

War eifrig, aber nicht besonders tüchtig.

… war immer mit Interesse bei der Sache.

Hat sich angestrengt, aber nichts geleistet.

… zeigte für die Arbeit Verständnis.

War faul und hat nichts geleistet.

… war sehr tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.

Rechthaberisch und als Wichtigtuer/in unangenehm.

… kommt mit den Vorgesetzten gut zurecht.

Als Mitläufer/in gut angepasst.

… tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.

Ein/e unangenehm/e Mitarbeiter/in.

… hat durch die gesellige Art zur Verbesserung des Betriebsklimas beigetragen.

Hat eine Schwäche für Alkohol.

… bewies Einfühlungsvermögen für die Belange der Belegschaft.

Sucht Sexkontakte bei Betriebsangehörigen.

 

 

 

Quelle: www.arbeiterkammer.at, www.jobpilot.at, www.e-lisa.at,

CLASS/BISCHOFBERGER: Das Arbeitszeugnis und seine Geheimcodes, Verlag des Schweizerischen Kaufmännischen Verbandes, Zürich, 1995, S. 59-62.

dienstzeugnis.pdf (121.48 KB)

uebung_kuendigungsschreiben_dienstnehmer.pdf (72.55 KB)

einfaches_dienstzeugnis.pdf (35.31 KB)

qualifiziertes_dienstzeugnis.pdf (41.73 KB)

schriftverkehr_bei_personalaustritt.ppt (16 KB)

schriftverkehr_bei_personalaustritt_handout.pdf (83.31 KB)

interpretation_von_dienstzeugnissen.pdf (297.62 KB)